Altenschönbach am Fuße des Steigerwaldes
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Jüdische Vergangenheit in  Altenschönbach...
                  ...gegen das Vergessen

Zum Gedenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

In Altenschönbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1703 und 1718 jüdische Bewohner am Ort genannt. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts dürfte eine Gemeinde mit eigenen Einrichtungen entstanden sein.
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1814 141 jüdische Einwohner (28,3 % von insgesamt 499 Einwohnern), 1867 114 (21,9 % von 520), 1880 100 (18,1 % von 553), 1890 64 (13,9 % von 459), 1900 51 (11,5 % von 442), 1910 35 (7,8 % von 451).  
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Altenschönbach auf insgesamt 39 Matrikelstellen (einschließlich der Nachträge bis 1826) die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen):

Hayum David Singer, Abraham David Reiß, Wolf Abraham Reiß, Löw Josel Rosentheil, Isaac Josel Rosentheil, Moses Schwarz, Isaac Hirsch Engel, Oscher Isaak Blumenthal, Löw Nahum Straus, Abraham Löw Neuburger, Joseph Nathan Epstein, Feist Löw Kohn, Salomon Isaac Scherrmann, Isaac Gump Sachs, Abraham Gump Sachs, Kallmann David Reiß, Wolf Moses Schwarz, Davide Abraham Goldschmidt, Seligmann Isaac Kohn, Hirsch Wolf Frank, Hanne Blumenthal, Moses Mayer Kornmann, Mayer Koppel Uhlfelder, Isaac Löw Neuburger, Abraham Isaac Neuburger, Löw David Reiß, Eisig Löw Reiß, Hirsch Marx Stern, Mayer Hirsch Stern, Lämmlein Schwarz, Vogel Rosentheil, Kalmann Sandel Braun, Löw Karlsruher (Judenlehrer von Gerolzhofen), Joseph Isaak Kohn, Moses Kallmann Reiss (Güterbesitz und Hopfenhandel, seit 1820), David Reis (Farbwarenhandel, ab 1822), Moses Joseph Eppstein (Feldbau und Handel mit inländischen Produkten, seit 1823), Wolf Koppel Wolfsheimer (Metzger, seit 1826).  

        

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Altenschönbach 2004  

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Gerolzhofen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (Ausschreibungen der Stelle siehe unten). Im 19. Jahrhundert wirkten über längere Jahre die Lehrer Samuel Kahn (1852-1871) sowie Joseph Silbermann (bis 1896). Die jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Schweinfurt.

In der Synagoge wurde ein 1795 begonnenes Totengedenkbuch aufbewahrt.   

 

Um 1924, als noch 24 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (5,33 % von insgesamt 450), war Vorsteher der Gemeinde ein Herr Gutmann. 1932 war 1. Vorsteher der Gemeinde L. Rosenthal. Als Schatzmeister und Schriftführer wird R. Blüte genannt. 
   
1933 wurden noch 15 jüdische Einwohner am Ort gezählt (3,6 % von insgesamt 421). Bis 1935 verließen nur zwei der jüdischen Einwohner den Ort: einer zog nach Siegendorf, ein anderer nach Plauen. Beim Novemberpogrom 1938 kamen vier SS-Leute in Zivil aus Kitzingen, vernichteten unter Mithilfe von SA-Männern und Kindern aus dem Ort die Inneneinrichtung der Synagoge und durchsuchten die jüdischen Häuser nach Dokumenten, verbotener Literatur und Waffen. Einige der jüdischen Einwohner wurden festgenommen und in das Gefängnis nach Gerolzhofen gebracht. Die Frauen wurden am folgenden Tag freigelassen, die Männer über eine Woche festgehalten. Ein jüdischer Mann wurde in das KZ Dachau verbracht, ein jüdisches Ehepaar kam erst in das Rathaus von Prichsenstadt, von dort gleichfalls in das Gefängnis nach Gerolzhofen. 1939/40 verzogen einige Gemeindeglieder nach Frankfurt und andere Orte. Anfang 1942 lebten noch sechs jüdische Personen am Ort, von denen fünf am 22. April 1942 nach Würzburg und drei Tage später nach Izbica bei Lublin deportiert wurden. Der letzte jüdische Einwohner kam in das Altersheim nach Würzburg, von dort am 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt. 

    
Von den in Altenschönbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):

Philipp Blüthe (1909)

Karola Bolley geb. Blüthe (1908)

Regine Fried geb. Schwarz (1866)

Luise Grünlaub (1880)

Siegfried Gutmann (1896)

Sara Hahn geb. Kuhn (1870)

Philipp Kuhn (1889)

Julius Pulfer (1879)

Max Ludwig Reis (1883)

Rosa Rosenbaum (1863)

Julius Rosenthal (1878)

Flora Schrabacher geb. Krakenberger (1866)

Simon Schwarz (1873)

Rosa Schwed (1887)

Elise Traubel (1938)

Louis (Ludwig) Traubel (1895)

Marta Traubel geb. Stein (1902)
    

Beim Novemberpogrom 1938  wurde die Synagoge von vier SS-Leuten aus Kitzingen geschändet, die Inneneinrichtung zerstört. Die SS-Leute waren in Zivil aus Kitzingen nach Altenschönbach gekommen. Sie zerschlugen ein Fenster im Erdgeschoss des Gebäudes, drangen ein und zertrümmerten mit Unterstützung von SA-Männern und Kindern aus dem Dorf Fenster und Möbel, warfen die Ritualien auf einen Haufen und verbrannten sie. 
1949/50 fanden zwei Prozesse in Schweinfurt gegen insgesamt 21 der beim Novemberpogrom 1938 in Altenschönbach Beteiligten statt. 19 von ihnen wurden freigesprochen. Einer erhielt eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und acht Monaten, ein anderer ein Jahr und neun Monaten. 

Das Gebäude der Synagoge blieb erhalten und wurde zu einem bis heute bestehenden Wohnhaus umgebaut. Das Gebäude ist in seiner Bausubstanz weitgehend erhalten. Auch die Originalfenster sind erhalten, teilweise zugemauert. Es handelt sich bis heute um ein im Dorf auffallendes Gebäude. Als "ehemalige Synagoge, zweigeschossiger Walmdachbau, mit sich verjüngenden Tür- und Fensteröffnungen, Mitte 19. Jh." ist das Gebäude auch eingetragen in die Liste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

      

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  


Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet 1900

Altenschoenbach Israelit 08021900.jpg (51589 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1900: "Vakanz
In der Gemeinde Altenschönbach, Bezirksamt Gerolzhofen, ist die Stelle eines israelitischen, seminaristisch gebildeten Religionslehrers, verbunden  mit dem Vorbeter- und Schächterdienste, baldigst zu besetzen; Gehalt inklusive Nebenverdienst ca. 1.100 Mark bei freier Wohnung; Bewerber wollen ihre Zeugnisabschriften einsenden an den Vorstand H. Frank"
Offenbar war die Stelle nach der Ausschreibung Anfang 1900 nicht leicht zu besetzen. Im Herbst 1900 finden sich Ausschreibungstext mit einem erhöhten Gehaltsangebot. Der Vorbeter wird hierin als "Kantor" bezeichnet:
Altenschoenbach Israelit 25101900.jpg (37929 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1900: "Lehrerstelle
Die israelitische Gemeinde Altenschönbach, Bezirksamt Gerolzhofen sucht einen Lehrer, Kantor und Schochet. Gehalt inklusive Nebenverdienste ca. 1.200 bis 1.300 Mark, bei freier Wohnung. Bewerber wollen ihre Zeugnisabschriften einsenden. H. Frank, Vorstand."

 Zum Tod des Lehrers Samuel Kahn (1891, Lehrer in Altenschönbach von 1852 bis 1871)

Niederwerrn Israelit 05021891.jpg (169572 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1891: "Niederwerrn (Bayern), Januar (1891). Unsere Gemeinde ist in tiefe Trauer versetzt worden. Sie hat ihren langjährigen Lehrer und Leiter verloren, sie hat einen treuen Berater, einen guten Freund eingebüßt. Herr Elementarlehrer Samuel Cahn hat am 17. Schebat nach mehrwöchentlichem Leiden im Alter von 82 Jahren uns verlassen. Im Jahre 1808 in Kleinbardorf geboren, wurde er von seinem Vater, der ein sehr gottesfürchtiger Mann und ein bedeutender Toragelehrter gewesen, in der Wissenschaft unserer heiligen Religion unterwiesen und zum Lehrfache bestimmt. Mit einem reichen Fond talmudischen Wissens, den man leider heute immer seltener auf dem Lande antrifft, trat er in die Lehrpraxis ein, nachdem er das Lehrerseminar in Würzburg absolviert hatte, und volle 50 Jahre hat der pflichttreue Mann in seinem Berufe ausgehalten. Zuerst war er zwei Jahre als Lehrer in Rieneck tätig, alsdann 9 Jahre in Kleineibstadt, hierauf 19 Jahre in Altenschönbach, wo er gleichzeitig die Funktion eines Religionslehrers in dem Zuchthause in Klosterbrach ausübte, schließlich wurde er von der Regierung als Elementarlehrer nach unserer Gemeinde versetzt, wo er 20 Jahre tätig gewesen. Wahrlich unsere Gemeinde betrachtete es damals als ein Glück, dass gerade Samuel Cahn ihr Lehrer wurde. Denn seit langer Zeit war Niederwerrn die Heimstätte bedeutender Lamdonim gewesen; nachdem nun in dem Rabbinatskandidaten J. Friedrich - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, der die Stelle des Lehrers inne hatte, einer der letzten zu Grabe getragen, und auch der Rabbinatssitz endgültig nach dem benachbarten Schweinfurt von der Königlichen Regierung verlegt worden war, war man froh, in Samuel Cahn einen streng seminaristisch gebildeten Lehrer bekommen zu haben, der auch im Gebiete der Tora und des Talmuds kein Fremdling war. Und er verstand es auch den reichen Schatz seiner Midraschkenntnisse in populärer, anziehender Form in seinen Lehrvorträgen, deren er an jedem Sabbat drei hielt, seiner Gemeinde zugänglich zu machen, die stets mit gespannter Aufmerksamkeit seinen Erklärungen lauscht. Er war ein pflichttreuer Mann, der - und das muss besonders hervorgehoben werden - in seiner Schule über den Elementarunterricht niemals den Religionsunterricht vergessen hat, der oft genug die für den Unterricht vorgeschriebene Stundenzahl überschritten hat.
Niederwerrn Israelit 05021891a.jpg (156961 Byte) Er war ein freundlicher, sanftmütiger Mann, der vor allem auch bei seinen nichtjüdischen Mitbürgern einen hohen Graf von Beliebtheit sich zu erringen verstand. Er war ein wohltätiger Mann, der nicht nur gerne gab, sondern vor allem ohne Aufsehen spendete.
Und dass man von diesem seinem Werte allgemein durchdrungen, das bewies unumstößlich sein Leichenbegängnis. Seit den hohen Festtagen litt der Verstorbene an einer heftigen Gelbsucht, die zu überwinden seine Kräfte nicht mehr ausreichten. Er reichte bei der Königlichen Regierung sein Ruhegesuch ein; aber bevor diese sie ihm bewilligt hatte, hat ihn Gott zu einer ungestörten Ruhe abberufen. An seinem Leichenbegängnisse beteiligten sich nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern auch die christliche Bevölkerung des Ortes, die Freunde aus Nah und Fern, die Amtskollegen der ganzen Umgegend. Beim Abschied vom Hause sprach zuerst Herr Distriktsrabbiner Dr. Stein aus Schweinfurt in wenigen Worten, dass die Gemeinde, wie sie dem Toten bei seinem Einzug vor 20 Jahren ein Baruch Ata beworech (Gesegnet seist du bei deinem Kommen!) zugerufen, ihm heute ein wehmutsvolles Uwaruch ata bezetcha (und gesegnet seist du bei deinem Weggehen!) zugerufen berechtigt sei, nachdem der Verstorbene die Krone des guten namens sich erworben habe. Herr Distriktsschulinspektor Dr. Kranpold schilderte im Anschluss an Hiob 5,26 die Erfolge seiner Lehrtätigkeit, Herr Pfarrer Hellmut auf Grund Sprüche 10,7 seine große Beliebtheit bei den Angehörigen aller Konfessionen. Am Grabe zu Euerbach schilderte Herr Dr. Stein in längerer Rede die Schwierigkeit des Lehrberufes, besonders in unserer Zeit, wo der Zwiespalt zwischen Schule und Haus bereits auch auf dem lande sich geltend mache, und wies darauf hin, dass die bloße Tatsache einer 50jährigen Tätigkeit in diesem Amte dem Verstorbenen den Danke der Gemeinde sichere.
Hoffen wir, dass die Königliche Regierung, die alle Zeit auf die berechtigten Wünsche der Gemeinde Rücksicht nimmt, uns einen Mann senden wird, der auch nach seiner religiösen Bildung einen vollwertigen Ersatz für Samuel Kahn bietet. Dem Verstorbenen wird die Gemeinde zu allen Zeiten ein dankbares Andenken bewahren! Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.

Zum Tod des "sehr verdienten, würdigen Lehrerveterans" Joseph Silbermann (1817-1896; Altenschönbach war
bis 1896 seine letzte Lehrerstelle)

Wiesenfeld Israelit 31121896.JPG (245164 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1896: "Aus Unterfranken. Ein sehr verdienter, würdiger Lehrerveteran ist in dem vergangene Woche zu Wiesenfeld verblichenen Lehrer Joseph Silbermann zu Grabe getragen worden. Fast achtzigjährig hatte derselbe erst vor wenigen Wochen sich auf dem Berufsleben zurückgezogen und war von Altenschönbach, seinem letzten Wirkungskreis, nach Wiesenfeld zu seinen Kinder übergesiedelt, wo ihm nur noch eine kurze Frist der wohlverdienten Ruhe beschieden war. 60 Jahre lang stand er mit vollem Eifer und ungeteilter Hingabe im Dienste des religiösen Erzieherberufes. Die Resultate, die er erzielte, waren an jeder Stätte seiner Wirksamkeit außerordentlich erfreulich. In Westheim bei Haßfurt geboren, hat der Verblichene bei verschiedenen, bedeutenden Lehrern und Rabbinern, unter anderem auch in Höchberg, sich hervorragende Kenntnisse in Tanach (Bibel) und Talmud (wörtlich abgekürzt: sechs Ordnungen) angeeignet. Er fungierte hierauf 10 Jahre als Lehrer in Weimarschmieden, Oberstreu und Schwebheim, dann, nachdem er mit ausgezeichneten Noten sein staatliches Lehrerexamen abgelegt hatte, volle 50 noch in den beiden Gemeinden Gochsheim und Altenschönbach. Ein tüchtiger Pädagoge, von seinen Vorgesetzten, den Rabbinern und den staatlichen Inspektoren, zu allen Zeiten geehrt und ausgezeichnet, war er ein sprechender Beweis dafür, dass die, die mit der Jugend leben, stets jung bleiben. Vor dem Ärger und Kummer, den ihm in früheren Jahren oftmals missliche Gemeindeverhältnisse bereiteten, flüchtete er sich in das Heiligtum seiner Schule, die ihm stets wieder frischen Mut und Lebensfreudigkeit gewährte; in diesem Heiligtum verwand er auch den Schmerz über den Tod der ihn um viele Jahre früher entrissenen Gattin. Die Betrachtung des Werkes des Verblichenen erschöpfen wir keineswegs mit dem Hinweis, dass derselbe auch in allen Elementarfächern, in kaufmännischen Disziplinen, in Realien etc. großes Wissen besaß, die ihn befähigten, eine große Reihe von Zöglingen, die sich jetzt in hervorragenden Stellen befinden, für alle Mittelschulen mit Erfolg vorzubereiten, sondern wir legen unbedingt den Nachdruck darauf, dass er als Lehrer ein Lamden gewesen, eine Verbindung zweier Eigenschaften, die wir in unserer Tora-armen Zeit leider nur zu selten antreffen. Seine ganze freie Zeit widmete Silbermann dem 'Lernen' zumal in den letzten Jahren, da seine bereits sehr dezimierte Schule ihm viel freie Zeit gewährte, konnte man ihn immer über der Gemara oder dem Midrasch antreffen. 
Und dieses beständige Aufgehen in den Quellen, gab auch seinem einfachen Religionsunterricht einen eigenen Reiz und verlieh ihm seltenen Wert. 
Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass die gleiche Gewissenhaftigkeit, wie bei der Ausübung seines Lehrerberufes, ihn auch in seinem Amte als Schochet und Schaliach Zibbur auszeichnete. Gerade als Baal Tefilla war er würdig, wie irgend einer: Jeder, auch der es nicht verstand, konnte bei seinem Gebetsvortrag fühlen, wie sein Vortrag auf richtigem Verständnis beruhte und aus dem Quell tiefsinniger Andacht hervordrang. 
Sein Heimgang bedeutet auch für die Allgemeinheit einen Verlust, da solche Männer, solche Lehrer eben leider auszusterben drohen, er ist vor allem für die Gemeinden seiner Wirksamkeit schmerzvoll, da man durch die Bande aufrichtiger Dankbarkeit sich mit ihm verbunden fühlte. Sein Andenken wird stets ein gesegnetes sein!

Über Nachkommen von Rabbiner Epstein in Altenschönbach (Rabbiner im 19. Jahrhundert; Artikel von 1898)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. März 1898: "München, 19. März (1898). Der Tat vom Landgericht München I Adolf Epstein ist zum Rat am Oberlandesgericht München ernannt worden. Der erste Jude, der in Bayern das Amt eines Berufsrichters erlangte, ist der jetzige Oberlandesgerichtsrat Max Berlin in Nürnberg, der zweite ist Adolf Epstein, 1876 zum Stadtgerichtsassessor in München links der Isar und 1886 zum Landgerichtsrat ernannt, ebenso wie Berlin ein Abkomme alter Rabbinerfamilien; Epsteins Urgroßvater Feiß (seine Nachkommen nennen sich Feust) saß bis 1802 auf dem Rabbinerstuhle zu Bamberg, sein Großvater war Rabbiner in Altenschönbach."    

 Zum Tod von Betty Sachs (1928)

Gerolzhofen Israelit 21061928.jpg (53012 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1928: "Gerolzhofen, 11. Juni (1928). Gestern kam hier die allgemein beliebte und geachtete Frau Betty Sachs aus Altenschönbach neben ihrem Manne zur Beisetzung. Sie hat das ehrwürdige Alter von fast 80 Jahren erreicht und hatte es stets peinlich genau genommen mit der treuen Erfüllung unserer Gebote. Am Grabe schilderten die Schwiegersöhne, Oberlehrer Erlebacher aus Oberdorf - Bopfingen und S. Tachauer aus Fürth i.B.. das schaffensfreudige Leben und segensreiche Wirken der Dahingeschiedenen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

Anzeigen des Obsthändlers L. Scheermann in Altenschönbach

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Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1877, 28. Februar 1877 und 23. Januar 1878. Der hebräische Begriff meint "Pessach". Scheermann bot speziell zum Pessach-(Passa-)Fest seine gedörrten Zwetschgen an.

Zunächst war ein Betsaal, später vermutlich eine erste Synagoge vorhanden. Eine neue Synagoge mit Schulraum und rituellem Bad wurde 1843 erbaut. Der Bau konnte vor allem auf Grund einer Stiftung durch das verstorbene Gemeindemitglied, Herrn Singer, finanziert werden. Er hatte 2.400 Gulden gestiftet, was etwa die Hälfte des für eine Dorfsynagoge in dieser Zeit benötigte Betrag darstellte. Über die Stiftung liegt ein Bericht aus dem Jahr 1838 vor: 

Altenschoenbach AZJ 07081838.jpg (28831 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. August 1838: "Das Intelligenzblatt vom 3. Juli bringt amtlich und lobend zur Kenntnisnahme, dass ein zu Altenschönbach im vorigen Jahre verstorbener Israelit Singer testamentarisch 25 Gulden zur Verteilung an christliche Arme, 500 Gulden für Unterricht armer jüdischer Kinder, und 2.400 Gulden zum Bau einer Synagoge alldort vermacht habe."
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